Antéchrista - Zuschauerecho
"Antéchrista" - eine französischsprachige Aufführung des Xenia-Theaters im Literaturhaus des Prinz-Max-Palais in Karlsruhe
Am 02. Februar 2010 bot sich für das Neigungsfach Französisch des 13er-Jahrgangs die sehr günstige und wertvolle Gelegenheit, die Abiturlektüre "Antéchrista" gemeinsam mit den Fachlehrkräften Frau Werth und Herrn Baumgarten in szenischer Aktion zu erleben. Der Roman von Amélie Nothomb handelt von der Freundschaft zweier Mädchen, die immer mehr von dem teuflisch-perfiden Charakterzug der scheinbar graziösen und sozial engagierten Christa überschattet wird. Die schüchterne Einzelgängerin Blanche, welche zunächst von der gewaltigen Anziehungskraft Christas beeindruckt ist, muss sich eingestehen, dass ihre Freundin, die während der Woche bei ihr wohnt und mit ihrem Charme sofort ihre Eltern um den Finger wickelt, die unschuldige Familie ins Unglück stürzen möchte. Somit steht für Blanche fest: Christa muss "Antéchrista" sein, folglich eine Inkarnation des Bösen.
Das Theaterstück war jedoch bei Weitem nicht nur aus
inhaltlicher Sicht interessant, da es die französische Schauspielerin des
Xenia-Theaters auf eine beeindruckende Art und Weise vermochte, in einer
"Einfrauaufführung" wesentliche Personen des Buches eindrücklich
darzustellen. Den Zuschauern wurde ein facettenreiches Rollenspiel vor Augen
geführt, das durch die ausgeklügelte Lichtszenerie sowie die durchaus
passende und stimmungsvermittelnde Hintergrundmusik unterstrichen wurde. Der
Wechsel der entsprechenden Charaktere wurde dabei durch eine sehr expressive
Mimik und Gestik zum Vorschein gebracht und zeigte, dass es einer einzigen
Person gelingen kann, auf Abruf unmittelbar in eine andere Rolle zu
schlüpfen, was hierbei zum Teil bis zur Simultaneität gesteigert wurde, als
z.B. die Besessenheit Blanches von Christa in einer okkult anmutenden Manier
dargestellt wurde.
Des Weiteren fand im Anschluss ein Publikumsgespräch statt, in dem verschiedene Fragen über die Aufführung (erwünscht war hierbei zum aktuellen Anlass selbstverständlich die französische Sprache) gestellt werden durften. Man konnte dadurch erfahren, was "hinter den Kulissen" ablief und welche Bedeutung einzelnen Szenen zugeschrieben wurde, was im Rahmen der schauspielerisch-künstlerischen Komposition der Aufführung eine große Rolle spielt. Schließlich stellt jede theatralische Darbietung eine mehr oder minder spezifische Interpretation der Vorlage dar und kann gegebenenfalls kritisch untersucht werden.
So stellte das Stück, auch über das Gespräch hinaus, Stoff für eine Diskussion sowie eine gedankliche Auseinandersetzung bereit, wobei die Abiturientinnen und Abiturienten durch die audiovisuelle Veranschaulichung der Handlung der bereits zuvor im Unterricht behandelten Lektüre auch im didaktischen Sinne profitieren konnten.
Summa summarum war das Theaterstück damit ein künstlerisch anspruchsvolles, unterhaltsames, aber auch überaus bereicherndes Ereignis.