Zeichnung:Steffen Butz



Le silence de la mer

nach der Novelle von Vercors - mehrsprachige Bühnenfassung

Fotos: Lisa Fritsch

Dauer: ca. 1 Stunde 10 Minuten

Schauspiel: Nathalie Cellier, Peter Steiner, Alphonse Walter

Regie: Nathalie Cellier

Vorstellungen am 24. Juni um 19:30 Uhr und am 25. Juni um 10:30 Uhr im Jubez Karlsruhe

Fotos

Zuschauerecho

 

 

Zielgruppe

Das Stück eignet sich für frankophiles Publikum und Französischlernende ab Klassenstufe 10.

Zu Inszenierung und Inhalt

November 1940, ein Dorf im besetzten Frankreich: Das Haus des Erzählers wird als Unterkunft für deutsche Soldaten requiriert. Die Landser richten sich in den Nebengebäuden ein, während zwei Tage später ein Offizier namens Werner von Ebrennac ein Zimmer des Hauses bezieht: ein angenehmer Mann, freundlich und lächelnd. Er liebt Frankreich und spricht ein perfektes Französisch. Er entschuldigt sich wegen der Störung im Hause und versucht mit dem Erzähler und seiner Nichte ins Gespräch zu kommen, stößt aber auf anhaltendes, stures Schweigen…

 

Werner von Ebrennac steht für einen der vielen Menschen, deren Leben, Ambitionen, Überzeugungen und Hoffnungen durch den Krieg zerstört wurden. Von Beruf Komponist fühlt er sich in seiner Offiziersuniform selbst fremd, aber er liebt sein Land und ist bereit, es zu verteidigen. Doch liebt er ganz genau so Frankreich und er glaubt – im Jahre 1940 – an eine Utopie: an die kulturelle Komplementarität beider Länder als Sockel eines neuen Europas. Er ist ein Träumer aber aus seinem Traum – durch den Vercors vermutlich seine eigene Vision zum Ausdruck bringt – wird etwas später dieses Europa entstehen.

 

Persönlich mit der Realität des National Sozialismus konfrontiert verliert Werner den Glauben an seine Vision und seine Hoffnung, eine deutsch-französische Heirat, eine „gegenseitige Liebe“ zu erleben. Sein persönliches Schicksal und das Schicksal seines Landes zerbrechen im gleichen Moment. Der moralische Anspruch, den er an Deutschland und an sein geliebtes Frankreich – das gleichwohl verfeindetes Land bleibt – hegt, treibt ihn zur Verzweiflung: Und in dieser Verzweiflung, die so viel Demut beweist, findet Werner von Ebrennac eine menschliche Tiefe, in der er uns zu berühren vermag.

Das Projekt

Das Stück wurde im Rahmen eines Projektes mit dem Lothringer Theater in Meisenthal realisiert, und zwar als Folgeprojekt einer Inszenierung von Ionescos "La leçon" vom Vorjahr, bei dem Nathalie Cellier Regie führte. Das Lothringer Theater bringt zum einen seit vielen Jahren u. a. Mundartstücke im Lothringer Platt, einem rheinfränkischen Dialekt, auf die Bühne und ist zum anderen auch in der grenzüberschreitenden Kulturarbeit, vor allem mit dem benachbarten Saarland, tätig.

Durch die Verortung der Handlung unserer Bühnenfassung in einem Dorf in Lothringen entspricht unsere trilinguale Fassung mit Französisch, Lothringer Platt und Deutsch - Lothringen gehörte von 1871 bis 1918 als Verwaltungsgebiet 'Reichsland Elsaß-Lothringen' mit der Amtssprache Deutsch zum Deutschen Reich - dem damaligen Mit- und Nebeneinander der drei Sprachen und stellt insofern eine, zumindest in historischer Perspektive, lebendige Sprechsituation dar.

Nach der Residenz beim Meisenthaler Kunstzentrum ARToPIE, das vor langer Zeit vom Karlsruher Bildhauer und Professor Stephan Balkenhol mit begründet wurde, ging das Projekt nach Sarreguemines, wo es im dortigen Casino des Faïences am 30. April 2019 Premiere hatte. Der Inszenierung von 'Le silence de la mer' folgte an diesem Abend eine ebenfalls dreisprachige Aufführung von Tschechows Einakter


Une demande en mariage

von Anton Tschechow

Fotos: Lisa Fritsch

Keinerlei Idealismus ist zu finden im diesem Heiratsantrag unseres zweiteiligen Theaterabends. Wir sind – nennen wir es so – im „Landbesitzer-Milieu“. Eine Lappalie löst einen hartnäckigen Streit aus zwischen Lomow und Natalia, der Tochter seines Nachbarn Tschubukow, um derer Hand er gerade gebeten hatte…! Der Vater eilt zu Hilfe und alle drei fechten gewaltig: mit Beschimpfungen, die ebenso lächerlich sind wie der Auslöser ihrer Aggressivität belanglos. In seinem „Scherz in einem Akt“, den er als Musiktrio in zwei Sätzen schreibt, treibt Tschechow die drei Figuren zum höchsten Grad der Kleingeisterei, alle eingesperrt, wie sie sind, in einem sturen und absurden Prinzip des Besitzes und der Rechthaberei. Der Mensch glänzt hier in seiner Mittelmäßigkeit und Tschechow lässt diese so in den Sphären der Komik umher schwirren, dass man bei allem Mitleid sich mit der menschlichen Natur nur noch doch versöhnen kann!

Kaum zufriedengestellt mit der Aufgabe, nur in das Leben eines Charakters zu schlüpfen, übernehmen wir in „Das Schweigen des Meeres“ und „ Der Heiratsantrag“ jeder für die Zeit einer Vorstellung jeweils zwei Rollen. Um mit Camus zu sprechen: Wenn den Beruf des Schauspielers auszuüben bedeutet, „ sich zu weigern, nur ein Schicksal zu erleben“, „ zu revoltieren“ gegen die conditio humana, gegen den bevorstehenden Tod, möge dann, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer – Camus verzeihe uns das –, dieser Theaterabend uns zusammen, einen Hauch Ewigkeit spüren lassen!

Fotos


Mit freundlicher Unterstützung

der Stadt KARLSRUHE

der Stadt SARREGUEMINES

der DRAC GRAND EST

der FONDATION ENTENTE FRANCO-ALLEMANDE